"Ihr seid doch zeitlich flexibel, oder? fragt mich Therese-Mama, die mir den Vertrag für einen Betreuungsplatz bei den Wilden Schlümpfen aushändigt.
"Klar" sage ich
Das ist wichtig, denn wir erwarten natürlich, dass ihr euch hier engagiert. Es gibt regelmäßigen Putz- und Küchendienst, Eltern müssen einspringen wenn eine der Erzieherinnen krank ist. Es muss eingekauft und der Wandertag organisiert werden. Und wir machen ja auch die ganze Personalbuchhaltung selbst..."
Hätte man solche oder ähnliche Sätze mal ernster genommen, bzw ist die Hauptsache natürlich, dass das Kind super versorgt ist. Allerdings wird die sowieso schon wenige Zeit, die nicht mit Studium und Arbeit verplant ist noch einmal rapide gekürzt. Am besten nehmen wir uns noch einmal im Monat frei um im KiLa zu kochen, bevorzugt Demeter aber nicht´s unter Bio Standart.
"Nachtisch gibt es bei den Wilden Schlümpfen aus Prinzip nicht! belehrt mich Bio Bärbel am Tag vor meinem ersten Kocheinsatz. Sie ist meine Ernährungspatin... Wir verwenden ausschließlich regionale Bio-Produkte, kochen vollwertig, fett- und fleischarm aber nicht grundsätzlich vegetarisch. (Die Kinder brauchen Eisen, musst nur darauf achten, dass gleichzeitig genug Vitamin C im Essen ist, damit sie es auch aufnehmen können). Wer kocht, kauft vorher ein (Denk an die Kühltasche)..."
Nudeln sind keine Vollwertnahrung und auf Todesstrafe öfter als einmal die Woche verboten.
"Keine rohen Eier, keine Rohmilchprodukte - und von jedem Essen muss eine kleine Probe genommen und für mindestens zehn Tage im Kühlfach eingefroren werden.
Wenn du unsere Kinder vergiftest, dann kommen wir dir so auf die Spur! sagt Bio Bärbel und lächelt industriezuckersüß..."
"Wenn es um die richtige Aufzucht unseres Nachwuchses geht, werden viele Eltern zu Fanatikern - und Bio Bärbel ist eine Art Ernährungs-Taliban. Ihren vierjährigen Sohn Ole bekocht sie konsequent zuckerfrei und nährstoffreich, dass der arme Junge spätestens in der Pubertät zu einem Fertigpizza-Junkie werden muss - aus Protest gegen seine Mutter..."
Oh Gott, da fällt mir ein heute Abend ist Elternabend.
"Die Gala der großen Ärsche auf den viel zu kleinen Stühlen. Gibt eben wahnsinnig viel zu diskutieren und weil nicht alle Themen morgens in der muffigen Kita-Garderobe zischen Matschhosen und Gummistiefeln oder nachmittags auf dem Kita-Spielplatz eingehend genug behandelt werden können, treffen wir uns alle zwei Monate zu diesem Pflichttermin..."
Immer auf der Tagesordnung: NUDELN, nicht eingehaltene Essenstandarts etc pp... und da sitzen wir dann von 20 Uhr bis 23-24 Uhr und diskutieren/streiten über die Versorgung unserer Kinder.
Beim lesen von "Große Ärsche auf kleinen Stühlen" von Benni-Mama kam ich aus dem Schmunzeln nicht mehr heraus. Ein Tatsachenbericht aus unserem Kinderladen Alltag wie er im Buche steht. Die Moral des Buches und mein herzliches Appell an alle Eltern da draußen: nehmt euch und euere Kinder nicht so ernst. Ob einmal mehr oder weniger Nudeln die Woche wird keinen umbringen. Trotz der vielen Unannehmlichkeiten ist der Kinderladen das beste und wertvollste was man einem Kind nur wünschen kann, kleine Gruppen, tolle Zusammenarbeit und viele lachende Kinder.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen