12.11.2015

Hinter der Fassade


Wir Menschen funktionieren, meist auch unter hoher Beanspruchung. Doch manchmal fängt auch die dickste Fassade zu bröckeln an. So bei mir und in den letzten Wochen immer häufiger. Warum ich das hier schreibe? Keine Ahnung. Blogs zeigen immer das Schöne. Ungeliebte Ecken und Momente werden weggelassen und das Leben scheint immer Sommer, Sonne, Sonnenschein. Vor eineinhalb Jahren sind meine Eltern gestorben, nach zwei Jahren Koma meine Mutter, vier Wochen später mein Vater. Lange war ich der Vormund dreier erwachsener Leute (meine Oma noch mit eingeschlossen) zusätzlich zu mir und meinem 5 Jährigen. Eineinhalb Jahre hab ich erfolgreich geschafft diese Lücke zu ignorieren und in eine tiefe Ecke zu sperren. Bis letzte Woche das Tränenmeer anfing. Nochmal zu der Frage: Warum ich das hier schreibe? Ich weiß es nach wie vor nicht. Ich will dadurch weder Mitleid noch "Ach komm, andere Leute haben es noch viel schlimmer". Vielleicht hilft es mir dabei mich endlich damit auseinanderzusetzen oder es hat mich einfach ein paar Minuten beschäftigt.

1 Kommentar:

  1. Liebe Kerstin, ich finde es grossartig, daß du darüber schreibst. Ich selbst halte mich im Großen und Ganzen mit privaten Dingen zurück, aber nachdem ich vor zwei Jahren den Tod von zwei nahen Menschen zu verarbeiten hatte und somit meine ganze Vergangenheit mit voller Wucht auf mich traf, hab ich darüber auch in meiner Art und Weise drüber geschrieben.
    Ich habe auch darüber geschrieben, daß ich mir professionelle Hilfe geholt hatte, nachdem meine Heulattacken mehr und meine frohen Momente weniger wurden. Die Resonanz war dahingehend für mich gut, da mich niemand getätschelt oder bemitleidet hat. Das Thema Depression (in welcher Form auch immer) ist ja noch immer ein verkanntes nicht akzeptiertes Thema und bis wann mitbekommt, daß man selbst betroffen ist, kann auch viel Zeit vergehen.
    Es helfen in dem Fall immer Gespräche, Gespräche und Gespräche. Und das auf sich selbst konzentrieren, sich selbst nah sein und sich selbst Gutes tun. Das klingt total plakativ, aber ich kann es auch nicht anders ausdrücken. Und was die Perfektion betrifft - glaube mir, alle anderen kochen auch nur mit Wasser und auch einige liebe Bloggerfreunde haben das schon nett in ihren Postings verarbeitet...bei mir müssen die Bilder leben...da darf es nicht steril sein ;o)
    In diesem Sinne - Kopf hoch - und je nachdem, was Du selbst preis geben möchtest - schreiben hilft ganz oft. Du musst es ja nicht veröffentlichen, aber es hilft Dir in Sachen Selbstreflexion.
    pass auf Dich auf! Und ganz liebe Grüsse

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